Verein für Heimatgeschichte Bürstadt e.v.
 

Besichtigung des jüdischen Friedhofs in Alsbach


Am 26.September 2025 besuchten Mitglieder und Freunde des Bürstädter Heimatvereins den jüdischen Friedhof in Alsbach, den größten jüdisch-orthodoxen Landfriedhof in Hessen.
Frau Nicole Rieskamp empfing die 16 interessierten und wissbegierigen Bürstädter am Eingang der Friedhofspforte und begleitete die Delegation über den Friedhof, dabei gab Frau Rieskamp jede Menge Details zu dem Friedhof bekannt. So war zu hören, dass der Friedhof im Jahr 1615 begründet wurde und bis 1948 für Bestattungen genutzt wurde. Aus insgesamt 32 umliegenden Gemeinden fanden Menschen jüdischen Glaubens hier ihre letzte Ruhestätte. Einer der ersten und bekanntesten Personen war Rabbi Abraham Samuel Ben Isaak Bacharach, der 1615 hier beerdigt wurde. Insgesamt stehen auf dem Friedhof noch 2128 Grabsteine, meist aus Sandstein und mit hebräischer Inschrift. Die Anzahl der gesamten Gräber ist heute nicht mehr genau zu verifizieren, da viele Steine entweder zerstört wurden oder im Laufe der Jahrhunderte im Boden versunken oder zerfallen sind. Auch viele Bürstädter fanden hier ihre letzte Ruhestätte unter anderem die Familien Sondheimer,Flörsheim,Vogel und Brückmann.


Nach 1948 fanden leider keine Bestattungen mehr auf dem jüdischen Friedhof in Alsbach statt, die komplette Vernichtung der jüdischen Gemeinden und die systematische Verfolgung und Ermordung unserer jüdischen Mitbürger durch die Nationalsozialisten waren die Ursache, das es kein jüdisches Leben mehr in Deutschland gab. In der Zeit von 1945 bis 1948 wurden noch einige verschleppte und entkräftete Juden beerdigt, darunter auch Kinder.
Vielleicht noch der Hinweis, dass der jüdische Kalender mit dem Jahr 3761 vor Christus beginnt und wir aktuell das Jahr 5785 im jüdischen Kalender schreiben, dies erklärt auch die Geburts-und Sterbeinschriften auf den Grabsteinen vor Ort. Im jüdischen Glauben wurde die Welt im Jahr 3761 vor Christus erschaffen.
Nach rund zwei Stunden endete der Rundgang über den jüdischen Friedhof und Frau Rieskamp beantwortete zahlreiche Fragen und erläuterte den Heimatkundlern die Entstehung und den Ausbau des Friedhofs wie auch zahlreiche Riten im jüdischen Glauben. Insgesamt war dies eine hervorragende Führung über den Friedhof und alle Anwesenden waren sichtlich erstaunt über die Fülle der geschichtlichen Informationen und dankten Frau Rieskamp herzlich. Über den jüdischen Friedhof gibt es auch wissenschaftliche Literatur, unter anderem auch eine Auflistung der noch vorhandenen Gräber. Auch heute noch kommen Nachfahren aus vielen Ländern zu Besuch, um ihre Vorfahren dort zu besuchen. Der jüdische Friedhof ist aus Sicherheitsgründen nicht frei zugänglich, man kann aber bei der Verwaltung in Alsbach einen Schlüssel erhalten, um den Friedhof zu besichtigen.
Text und Fotos von Burkhard Vetter